Zürichs ehemalige und heutige Bierbrauereien
Eine Zeitreise des Bieres
Es braucht nichts weiter als Wasser und Getreide, beides lasse man gären. Bier ist vermutlich eines der ältesten alkoholischen Getränke der Welt.
Im Gebiet des fruchtbaren Bogens (Naher Osten) entdeckte man schon vor ca. 10'000 Jahren durch Zufall, dass der Getreidebrei zu gären begann, wenn man ihn einige Tage stehen liess.
In Mitteleuropa wurden bierähnliche Getränke aus Gerste bereits im 3. Jtsd v.Ch nachgewiesen. Die Kelten und die Römer in der Antike kannten mehrere Biersorten, so das Korma bzw. Curma, ein einfaches Gerstenbier und Cervisia bzw. Cervesia, ein Weizenbier mit Honig für die wohlhabendere Bevölkerung. In provinzialrömischen Städten des Nordens wurde die Kunst der Bierbrauerei betrieben. Man fügte unter anderem Eichenrinde und Kräuter hinzu, um den Geschmack und die Haltbarkeit zu verbessern. Nachweislich ab dem 6. Jhdt. konnte Hopfen in ausgegraben Gefäßen nachgewiesen werden.
Die wohl erste urkundliche Erwähnung des Bieres im Mittelalter stammt aus dem Jahr 754, wo Rothbald aus Züberwangen (Zuzwil SG) zum Heile seiner Seele der Abtei St.Gallen seine Schenkung beurkundete. Zu dieser Zeit braute man das Bier immer noch mit Gerste und regionalen, heimischen Kräutern. Es war trüb, süßlich, kohlesäurearm, nicht lange haltbar und wies vermutlich einen deutlich niedrigen Alkoholgehalt als das heutige Bier auf.
Hopfen verdrängte zunehmend Gagel als Bierzutat. Stechapfelsamen und Bilsenkraut wurden als Aphrodisiakum bzw Rauschmittel zugesetzt. Endgültig setzte sich das Hopfenbier erst im 16. Jahrhundert durch.
Zürichs Brautätigkeit vor dem 18. Jahrhundert
Es ist wenig darüber bekannt und historisch gesichert. Man nimmt an, dass in der Stadt Zürich wenig Bier gebraut wurde, möglicherweise ausserhalb der Stadt. Es gibt wenige Hinweise. Das Statistische Jahrbuch der Stadt Zürich aus dem Jahr 1891 gibt als erste Brauereigründung das Jahr 1779 an. Es ist aber nicht mehr möglich festzustellen, welche Brauerei es war.
Die Zürcher Brauereien
Im 19.Jahrhundert wurden dann die ersten gewerblichen Brauereien gegründet.
Eine der ersten war die Brauerei zum Strohof, in Altstetten. Altstetten war bis zur Eingemeindung 1934 eine eigene, selbständige Gemeinde; heute ein Quartier der Stadt Zürich.
Weitere Brauereien ausserhalb «Alt-Zürichs» (auf dem heutigen Stadtgebiet) waren:
· Brauerei Horber
· Brauerei auf der Platte
· Gambrinus Brauerei
· Brauerei Seiler
· Brauerei Sonne
· Brauerei Schanzenberg
· Brauerei zum Drahtschmidli
· Zum Weissen Wind 1851
· Bavaria-Brauerei
· Brauerei Uetliberg
Die beiden grossen industriellen Brauereien des 20. Jahrhunderts – Brauerei Hürlimann und Löwenbräu Zürich
Brauerei Hürlimann
· 1836 durch Hans Heinrich Hürlimann in Feldbach (Kanton Zürich) gegründet.
· 1866/1867 wurde die Brauerei in die damalige Gemeinde Enge (heute auf Stadtgebiet) verlegt und in Betrieb genommen.
· 1880 wurde die Hürlimann-Brauerei zur größten Brauerei der Schweiz. Sie kaufte viele Kleinbrauereien auf, die dann zum Teil integriert wurden.
· 1893 mit der Eingemeindung von Enge, wurde Hürlimann ein Stadtzürcher Bier.
· 1921 übernahm Hürlimann die zweigrösste Brauerei «Uetliberg», die dann zwei Jahre später stillgelegt wurde.
· 1935 konnte der Konkurrenzdruck dank des Bierkartells entschärft werden. Die Regionen in der Schweiz wurden unter den Brauereien aufgeteilt.
1976 stiess das Unternehmen bei einer Tiefenbohrung auf eine Quelle, die außergewöhnlich reich an Mineralien war. Das Zürcher Mineralwasser mit dem Namen «Aqui» wurde geboren. Für die Herstellung ihres Bieres verwendete Hürlimann eine andere Quelle.
· 1984 über sechzig Jahre nach der Übernahme der Brauerei Uetliberg, konnte Hürlimann einen weiteren grossen Konkurrenten, Löwenbräu aufkaufen.
· 1989 wurde die Firma in eine Holding umgewandelt. Die Familie Hürlimann zog sich aus dem Geschäft zurück.
· 1991 brach das Bierkartell zusammen und die Konkurrenzsituation veränderte sich wieder stark. Nun mischten grosse ausländische mit und kauften alte, traditionsreiche Schweizer Brauereien auf, die ein verstaubtes Image genossen.
· 1996 wurde Hürlimann von der Brauerei Feldschlösschen aufgekauft und ein Jahr später stillgelegt. Die Marke «Hürlimann» ist bis heute in ihrem Besitz.
· 1997 kurz nach der Stilllegung des Betriebs fand ein Planungswettbewerb statt, der über die Nutzung des Firmenareals entscheiden sollte. Es wurden Wohnungen, ein Thermalbad, Büros und ein Markt erstellt.
· 2000 ging dann Feldschlösschen an die dänischen Carlsberg Brauereigruppe über.
· 2008 weiterer Umbau des Thermalbades in eine Spa-und Badelandschaft. Dach und Lagergewölbe der ehemaligen Brauerei wurden in eine Wellness-Oase verwandelt.
· 2012 Entwicklung und Weiterentwicklung eines Hotelbetriebes, das industriellen Charme mit urbanen Schlafgenuss vereinen soll
Einen Ausflug zum Areal der ehemaligen Brauerei Hürlimann zu machen, kann ich wärmstens empfehlen! Vor allem der Pool auf dem Dach mit atemberaubendem Ausblick auf die Stadt Zürich!
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https://www.huerlimann-areal.ch/
Löwenbräu Zürich
Die Löwenbräu Zürich AG ging aus der Fusion der «Brauerei Felsenkeller» bei Wald (ZH) und «Brauerei Feldbach» in Hombrechtikon (ZH) hervor. 1897 wurde entschieden, dass die neue Brauerei im Zürcher Industriequartier gebaut werden soll und den Namen von «Wald-Feldbach» in «Aktien-Brauerei Zürich» zu ändern.
1899 wurde die Eismaschine vergrössert, da man wegen der Weltausstellung in Paris, die ein Jahr später stattfand, einen grösseren Bierabsatz erwartete. 1908 wurde die Flaschenabfüllanlage in einen neugebauten Anbau verlegt. 1911 produzierte die neue Brauerei in Zürich bereits 76'000 Hektoliter Bier.
Während des Ersten Weltkrieges (1914-1918) ging die gesamte Produktionsmenge aller in der Aktienbrauerei angeschlossenen Brauereien um 26 Prozent zurück. Eine Konsolidierung der Produktionsstätten zwang sich auf. Betroffen waren die Zürcher Brauereien «Wald-Feldbach», «Brauerei Horber», «Leopold Haas», «Brauerei Gambrinus», «Brauerei Bavaria». Ab 1918 ging die Fusion weiter.; auch ausserkantonal. Insgesamt gingen 15 Brauereien in der Aktienbrauerei Zürich auf.
Nach der Übernahme der Kleinbrauerei Löwenbräu in Dietikon im Jahr 1925 änderte die Firmenbezeichnung in Löwenbräu Zürich AG. 1930 betrug die produzierte Menge 121'000 Hektoliter Bier.
Auch während des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) ging die Produktion erneut zurück und erst Ende der 1960er-Jahre wurde ein neuer Produktionshöchststand von 150'000 Hektoliter erreicht.
1973 nahm das Unternehmen einen Neubau mit einem Maschinen- und Sudhaus, Büros und Kantine in Betrieb.
1984 wurde die Löwenbräu von Hürlimann gekauft, die Betriebsstätte wurde 1986 geschlossen. Die Marken der Löwenbräu wurden noch eine Zeitlang von der «Brauerei Hürlimann» weitergeführt.
Heutige Kleinbrauereien
Zur wohl grössten Brauerei in der Stadt Zürich hat sich wohl das 1994 gegründete «TurbinenBräu» entwickelt. Das Unternehmen wurde von drei Zürchern im Industriequartier, gleich neben der alten Turbinenproduktion der Sulzer-Escher-Wyss gegründet. Heute beliefert die TurbinenBräu AG mittlerweile rund 100 Gastrobetriebe in und um Zürich und ist die grösste Brauerei des Kantons.
Mit der Zeit wurden immer mehr kleine Brauereien gegründet, wie zum Beispiel das «Zürcher Braulager» - «Steinfels-Brauerei» - «Hirnibräu» - «Gottfried» - «Dr.Brauwolf» - «Brauerei Oerlikon» - «Bear’N’Stein» und das «Bier-Werk».
Ich persönlich glaube, dass die Biertrinkerinnen- und Biertrinker genug von diesen unpersönlichen «Einheitsgebräu» der grossen Brauereien und der «Fusionitis» hatten (betrifft auch die ausländischen Bierhersteller). Man suchte und fand wieder das lokale, regionale mit eigener Identität – ein Stück Bierheimat eben!
Na dann, in diesem Sinne, Prost!
Traditionelle Bierhallen und Moderne Labs
https://www.rheinfelderbierhalle.com
Seit 1870. Meine Empfehlung: Ein grosses Bier 🍺 und dazu Waltis Jumbo Jumbo Cordon Bleu mit Beilage nach Wahl und Salat.
https://www.bierhalle-wolf.ch/uploads/images/pages/BW_Haus_zum_Wolf_A5.pdf
Geschichtsträchtiges Haus wurde zur „Festhütte“ mit Live-Musik und Tanz. Im Herbst findet jeweils das Oktoberfest statt.
https://restaurant-rheinfelderbierhaus.ch/
https://www.zumkropf.ch/zum-kropf
Bierhalle nach Münchner Vorbild. Vor allem ein vorzügliches Speiserestaurant. Tipp: Kutteln und ein 🍺
https://www.bierwerkzueri.ch/de/blog/buildingabrewery1
Bier Werk Zürich ist eine sympathische, urbane Kleinbrauerei am Gustav Gull Platz/Europaalle.
Quellen: Wikipedia, Stadt Zürich, Hürlimann, Turbinenbräu Stadt Zürich, BierWerk Zürich
Foto Bierglas: <a href="https://de.freepik.com/vektoren-kostenlos/realistisches-isoliertes-glas-bier-mit-tropfen_10601033.htm#query=glas%20bier&position=4&from_view=keyword&track=ais">Bild von macrovector</a> auf Freepik